Otfried von Weißenburg

Otfried von Weißenburg
Otfried von Weißenburg,
 
Ọtfrid von Weißenburg, Theologe, Lehrer und Dichter, * um 800, ✝ 2. Hälfte 9. Jahrhundert; Mönch des Klosters Weißenburg im Unterelsass, vorher Schüler des Hrabanus Maurus im Kloster Fulda; verfasste in südrheinfränkischer Mundart eine vornehmlich Ludwig dem Deutschen gewidmete althochdeutsche Bearbeitung des Lebens Jesu aufgrund der vier Evangelien (zwischen 863 und 871 vollendet). Otfrieds Evangelienharmonie verwendet als erste größere deutsche Dichtung den aus dem lateinischen Hymnenvers stammenden Endreim (paarweise gereimte Langzeilen, die in je zwei vierhebige Halbzeilen geteilt sind) und ist rhythmisch gegliedert durch einen regelmäßigen Wechsel von Hebung und Senkung. Zwischen die einzelnen Kapitel der fünf Bücher, die den Leseabschnitten der sonntäglichen Perikopen entsprechen, sind allegorische, dogmatische oder moralische Auslegungen eingeschaltet. Vier Widmungsschreiben erklären Veranlassung, Zweck und Form des Werkes. Es ist erfüllt von christlich-mönchischem Geist und von nationalem Selbstbewusstsein, indem es die Sprache der Franken ebenbürtig neben die »Edelzungen« der Antike stellt.
 
Das Werk liegt in sehr guter Überlieferung vor (eine erste, von Otfried selbst korrigierte Reinschrift in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, eine nur wenig jüngere Abschrift in Heidelberg).
 
Ausgaben: Evangelienbuch, herausgegeben von J. Kelle, 3 Bände (1856-81, Nachdruck 1963); Evangelienbuch, herausgegeben von O. Erdmann (1882, Nachdruck 1979); Otfrieds Evangelienbuch, herausgegeben von P. Piper (1884, Nachdruck 1982).
 
 
W. Schröder: O. v. W., in: Die dt. Lit. des MA. Verfasser-Lex., begründet v. W. Stammler, Bd. 7 (21989).

Universal-Lexikon. 2012.

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